Moschee und Synagoge neben dem Stephansdom? - ein Gespräch mit M. Niavarani
19.02.2008 | 18:08 | NASILA BERANGY (Die Presse)
Warum der Kabarettist Michael Niavarani nicht Spanisch lernen will, sehr wohl aber Persisch.
Der Kabarettist Michael Niavarani lebt in Wien und bekennt sich zu seinem Migrationshintergrund.

Die Presse: Sie wollen ihr Persisch perfektionieren. Warum?
Michael Niavarani: Ich möchte kommunizieren – persische Lieder verstehen, die Literatur lesen können. Natürlich hat es auch mit meinen Wurzeln und meiner Identitätssuche zu tun, sonst würde ich ja Spanisch lernen.
Viele sehen Sie als Migrant, obwohl Sie hier geboren sind und Ihre Mutter Österreicherin ist. Stört Sie das?
Niavarani: Nein, es stört mich nicht. Es ist eher eine große Ehre und ein Vorteil, denn ich darf anders sein.
Was halten Sie von einer Quote für Migranten im öffentlichen Dienst?
Niavarani: Frauenquote, Migrantenquote, Hühneraugenquote – davon halte ich nichts. Gleichberechtigung ist, wenn es keine Rolle spielt, ob jemand Mann, Frau oder Migrant ist. Es sollte um Qualifikation gehen. Aber vielleicht ist eine Quote ein guter Start, um Bewusstsein zu schaffen. Wenn es so einfach wäre und nur qualifizierte Menschen Jobs bekämen, dann gäbe es wahrscheinlich keine Bundesregierung.
Arbeiten im Simpl noch andere Menschen mit Migrationshintergrund?
Niavarani: Ja. Theater würde ohne Ausländer, Juden und Homosexuelle nicht existieren. Es gibt mich als Perser, dann zwei Slowaken, einen Norweger, Italiener, Amerikaner und der Besitzer ist ein Oberösterreicher. Asylwerberheim statt Theater (lacht).
Sie lassen im ORF keine Gelegenheit aus, Persisch zu sprechen. Warum?
Niavarani: Es ist ein Teil von mir. Es gibt auch in meinem neuen Programm einen Block über Perser im Speziellen und über Migranten im Generellen. Es beschäftigt mich.
In Ihren Programmen machen Sie sich lustig über Perser und andere Migranten. Nimmt man Ihnen das übel?
Niavarani: Ja. Ich habe einmal eine erzürnte E-Mail von einem humorlosen Perser bekommen, dass ich mich nicht mehr als Perser bezeichnen darf. Wenn man über Gruppen, die am Rande der Gesellschaft stehen, lachen kann, ohne sie zu verachten, dann ist das echte Integration. Genauso wie es komische Dinge an Österreichern gibt, gibt es auch komische Dinge an Migranten.
Wie empfinden Sie die Debatte um den Moscheebau?
Niavarani: Meiner Meinung nach sollte neben dem Stephansdom die schönste Moschee und Synagoge Europas gebaut werden. Wenn es das Ortsbild stört, dann muss man sich überlegen, ob man nicht die Verfassung ändert und nur der Katholizismus als einzige Religion ausgeübt werden darf.
Es wird behauptet, dass Migranten Österreichern den Job wegnehmen.
Niavarani: Es nimmt immer jeder jedem den Job weg. Ich als Ausländer nehme österreichischen Kabarettisten den Job als Simpl-Chef weg, Spielberg nimmt österreichischen Regisseuren den Job weg. Es ist doch besser, sie arbeiten und zahlen Steuer und der verängstigte Österreicher bekommt sein Arbeitslosengeld.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2008)
Warum der Kabarettist Michael Niavarani nicht Spanisch lernen will, sehr wohl aber Persisch.
Der Kabarettist Michael Niavarani lebt in Wien und bekennt sich zu seinem Migrationshintergrund.

Die Presse: Sie wollen ihr Persisch perfektionieren. Warum?
Michael Niavarani: Ich möchte kommunizieren – persische Lieder verstehen, die Literatur lesen können. Natürlich hat es auch mit meinen Wurzeln und meiner Identitätssuche zu tun, sonst würde ich ja Spanisch lernen.
Viele sehen Sie als Migrant, obwohl Sie hier geboren sind und Ihre Mutter Österreicherin ist. Stört Sie das?
Niavarani: Nein, es stört mich nicht. Es ist eher eine große Ehre und ein Vorteil, denn ich darf anders sein.
Was halten Sie von einer Quote für Migranten im öffentlichen Dienst?
Niavarani: Frauenquote, Migrantenquote, Hühneraugenquote – davon halte ich nichts. Gleichberechtigung ist, wenn es keine Rolle spielt, ob jemand Mann, Frau oder Migrant ist. Es sollte um Qualifikation gehen. Aber vielleicht ist eine Quote ein guter Start, um Bewusstsein zu schaffen. Wenn es so einfach wäre und nur qualifizierte Menschen Jobs bekämen, dann gäbe es wahrscheinlich keine Bundesregierung.
Arbeiten im Simpl noch andere Menschen mit Migrationshintergrund?
Niavarani: Ja. Theater würde ohne Ausländer, Juden und Homosexuelle nicht existieren. Es gibt mich als Perser, dann zwei Slowaken, einen Norweger, Italiener, Amerikaner und der Besitzer ist ein Oberösterreicher. Asylwerberheim statt Theater (lacht).
Sie lassen im ORF keine Gelegenheit aus, Persisch zu sprechen. Warum?
Niavarani: Es ist ein Teil von mir. Es gibt auch in meinem neuen Programm einen Block über Perser im Speziellen und über Migranten im Generellen. Es beschäftigt mich.
In Ihren Programmen machen Sie sich lustig über Perser und andere Migranten. Nimmt man Ihnen das übel?
Niavarani: Ja. Ich habe einmal eine erzürnte E-Mail von einem humorlosen Perser bekommen, dass ich mich nicht mehr als Perser bezeichnen darf. Wenn man über Gruppen, die am Rande der Gesellschaft stehen, lachen kann, ohne sie zu verachten, dann ist das echte Integration. Genauso wie es komische Dinge an Österreichern gibt, gibt es auch komische Dinge an Migranten.
Wie empfinden Sie die Debatte um den Moscheebau?
Niavarani: Meiner Meinung nach sollte neben dem Stephansdom die schönste Moschee und Synagoge Europas gebaut werden. Wenn es das Ortsbild stört, dann muss man sich überlegen, ob man nicht die Verfassung ändert und nur der Katholizismus als einzige Religion ausgeübt werden darf.
Es wird behauptet, dass Migranten Österreichern den Job wegnehmen.
Niavarani: Es nimmt immer jeder jedem den Job weg. Ich als Ausländer nehme österreichischen Kabarettisten den Job als Simpl-Chef weg, Spielberg nimmt österreichischen Regisseuren den Job weg. Es ist doch besser, sie arbeiten und zahlen Steuer und der verängstigte Österreicher bekommt sein Arbeitslosengeld.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2008)
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