Marko Miloradovic´s Brief: Meine Heimat

Christian Rainer
Brief aus der Heimat Dienstag, 09. März 2010

Hier ein bemerkenswerter Leserbrief, den ich per Mail erhalten habe. Er ist in der aktuellen Printausgabe von profil abgedruckt.

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Meine Heimat

Ich muss das loswerden. Weil ich ansonsten das Gefühl habe, dass mich dieser Brand, der sich beim Lesen der Zeitungen in mir entzündet hat, verbrennen könnte. Und deswegen muss ich dieses Gefühl wegschreiben, weil ich es leid bin zu schweigen.

Barbara Rosenkranz kandidiert für das Bundespräsidentenamt und hat Potential. Nicht für den Wahlsieg, aber verschiedenste Polit-Institute geben ihr eine Aussicht auf über zwanzig Prozent der WählerInnenstimmen. Ich glaube ich muss nicht viel über die niederösterreichische Landesrätin schreiben; wir reden von einer Frau, die sich nie von den Positionen ihres Ehemannes Horst Rosenkranz, ein Faktor der rechtsextremen – Pseudointellektuellen, distanzieren wollte und die Existenz von Gaskammern als Teil der freien Meinungsäußerung abtut. Ich glaube, dass diese zwei Fakten (unter vielen Weiteren), ohnehin als konkrete Wahlempfehlung für Heinz Fischer zu verstehen sind, aber ich möchte auf etwas eingehen, was Barbara Rosenkranz und ihre Partei immer wieder für sich einnehmen wollen und auch bei dieser Wahl als “Trumpf” ausspielen werden: Die Heimat.

Ich heiße Marko Miloradovic. Ich wurde in einem Land geboren, das es nicht mehr gibt, weil es in einem brutalen Krieg auseinander gerissen wurde. Heute heißt das Land wieder Serbien. Ich bin 22 Jahre alt und lebe seitdem ich denken kann in meiner Stadt, in meinem Innsbruck. Ich bin Österreicher und Serbe. Für mich ist das kein Widerspruch, kein Integrationsunwille, sondern mein Leben. Ich liebe dieses Land, genauso wie ich mein Serbien liebe. Ich unterscheide mich von meinen FreundInnen, weil ich eine andere Religion habe, mit einer anderen Sprache aufgewachsen bin und weil nicht in jede Disko reinkomme. Auf die Frage, was ich werden wolle, sagte mir man in der Volksschule im vorauseilenden Gehorsam, dass “wir auch gute Arbeiter bräuchten”. Ich wollte Arzt werden. Meine Mutter erklärte mir damals, dass ich mir immer bewusst sein solle, dass “man uns” als AusländerInnen sehe und ich zwei – , ja dreimal besser sein müsse, um die gleiche Ernte einfahren zu können. Heute studiere ich Jus. Arbeite. Zahle Steuern und rege mich auf, wenn das alpine Herrenteam keine Medaille nach Hause bringt. Und wenn ich mal wieder der Einzige bin, der sich im Zug ausweisen muss, meine Identität einer Kontrolle unterziehen lassen muss (wie bildhaft), frage ich mich trotzdem “Was soll ich hier?”.

Das geht an Rosenkranz & Co.: Ich werde den Teufel tun. Mein Nachname endet mit -ic, ich spreche und schreibe besseres Deutsch, als der Großteil der nationalen Gfraster. Ich habe das gleiche Recht die Berge um Innsbruck zu lieben, genauso wie ich weiter über die österreichische Fußballnationalmannschaft motzen werde. Ihr seid nicht jene, die die Heimat gepachtet haben. Die anderen sind auch noch da. Mit dem gleichen Recht nehmen wir uns die Landschaft, den Kafka, die Mentalität und nennen es “unser”. Wir nehmen uns auch das Recht dieses Land und seine weit verbreitete braune Kruste zu hassen, weil wir es lieben – ohne Flagge, ohne falschen Stolz, ohne Nostalgie und ohne Rassismus. Der ehemalige deutsche Bundespräsident Gustav Heinemann sagte einmal: “Es gibt schwierige Vaterländer. Eines von ihnen Deutschland. Aber es ist unser Vaterland.”

Ich für meinen Teil, werde mich nie dem starken Gefühl der Ohnmacht beugen, fremd im eigenen Land zu sein. Ich werde dieses Land mit seinen Menschen nicht aufgeben. Da können noch so viele Hausfrauen daherkommen.

Marko Miloradovic

blog.profil.at- christianrainer- brief aus der heimat
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Danke nochmal Marko,
lieben Gruß, Savis/ eine der vielen Markos (laut Robert M.)



Robert Misik´s derstandard Videocast: Folge 120: Migranten? Aber geh, das sind doch unsere Landsleute.

TransAct Buchpräsentation + Film "Ausländer Raus! Schlingensiefs Container"

01_big
TransAct war eine Reaktion auf die politische Konstellation in Österreich im Jahr 2000. Beiträge von über 100 internationalen KünstlerInnen, Intellektuellen und WissenschaftlerInnen wurden von museum in progress in der Tageszeitung Der Standard als Medienserie publiziert. Die künstlerischen Arbeiten und Texte sind ein Protest gegen die Regierungsbeteiligung einer rechtspopulistischen und fremdenfeindlichen Partei und ein Statement gegen kulturelle Isolation.

Ausländer Raus!
Schlingensiefs Container

Ein Film von Paul Poet zu Schlingensiefs
Festwochen-Produktion "Bitte liebt Österreich"
vor der Wiener Staatsoper im Jahr 2000

Datum: Donnerstag, 18. März 2010
Zeit: 18:00 - 21:45
Ort: Stadtkino Wien
Straße: Schwarzenbergplatz 7-8, Wien

Eintritt frei, u.A.w.g.:
office@stadtkinowien.at, 01/522 48 14-11

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