MEHRDAD OSKOUEI. Eine Retrospektive

Vier Filme, Zwei Abende

Fr., 18+ Sa., 19 Mai, 2012

WO:
Filmvorführung bis auf weiteres im Augarten
Studiokino _Filmarchiv Austria im Augarten
1020 Wien, Obere Augartenstraße 1 e
U2 Station Taborstrasse, schräg gegenüber
dem Ausgang
Taborstrasse: Grünes Tor- durch den Garten



Mehrdad Oskouei , iranischer "Independent" Filmemacher und Ethnologe wurde 1969 in Tehran geboren, wo er auch die Filmakademie besuchte. Anfangs war Oskouei auch als Schauspieler tätig. Im Laufe der Zeit aber wandte er sich zunehmend dem Dokumentarfilm zu. Bisher hat Oskouei über 22 Filme geschaffen. Filme die von unterschiedlichsten Menschen und ihrem Leben erzählen. Mit ethnologischem Wissen und Respekt für die Gegebenheiten des Lebens fängt er seine Wahrnehmungen in ausdruckhafte Bildern ein. Seine Kamerabetrachtet und dokumentiert Lebenstraditionen und Menschenzuständen. Mehrdad Oskouei's Filme wurden in mehr als 80 Fällen Preisträger internationaler Festivals und erhielten viele Auszeichnungen. Über diesen strahlenden Stern am Himmel des iranischen "Independent" und Doku-Filmen wäre noch Vieles zu sagen. Interessierte finden unten eine Auswahl von Internetportalen(****), es gibt zahlreiche weitere, über Mehrdad Oskouei- auch in anderen Sprachen als Persisch.


Das Iranische Wien freut sich aus Anlass des "Oskouei Special" Mehrdad Oskouei in Wien zu begrüßen. Auf das Publikusgespräch an beiden Filmabenden darf man sich jetzt schon freuen.


FILME:

* Nose Iranian Style
(DamghBeh Sabke Irani)


Zum Inhalt : Jährlich werden in Iran zwischen 60.000 und 70.000 kosmetische Nasenoperationen durchgeführt – mehr als in jedem anderen Land der Welt. Obwohl es den Ansatz schon lange vor der Revolution 1979 und die einführung von Hidjab gegeben hatte, könnte die Steigerung der Anzahl von Operationen darin liegen, dass Frauen wegen der Hidschab-Pflicht ihre Attraktivität in der Öffentlichkeit über ihr Gesicht zu erhöhen wünschen. Im Gesicht,dem einzigen Körperteil sichtbar für die Außenwelt, muss alles stimmen. Schon Schulkinder freuen sich auf ihren “nose job”. Ganz Familien lassen sich, meist ohne ersichtlichen Grund, eine Einheitsnase schneiden. Die Anzahl der Frauen mit einem typischen Nasenverband auf Teheraner Strassen ist auffalend groß. Der Nasen-OP-Hype ist in der iranischen Gesellschaft so stark, dass sogar Schaufensterpuppen einen Verband auf ihrer Nase tragen. Mehrdad Oskouei lässt gegenwärtige und zukünftige Träger neuer Nasen, Ärzte und Wissenschaftler zu Wort kommen und enthält sich dabei weitgehend eines eigenen Kommentars.





* It's Always Late For Freedom
(hamisheh bray azadi dir ast )



Ein Dokumentarfilm über eine der Institutionen die für Schwererziehbare und gewalttätige Kinder eingerichtet sind. An Hand von persönlichen Schicksalen von drei Teenager den Engpässen wie Armut, Drogenabhängigkeit und Scheidung ,mit denen sich auch die iranische Gesellschaft heftig auseinander setzt, ausgesetzt sind : unschuldige Opfer einer Zeit und Gesellschaft die eigentlich dafür keine Langzeitlösungen kennt.



* The Other Side of Burka
(Jenseits derBurka)


Zum Inhalt: In Qeshm, eine Insel im Persischen Golf, tragen Frauen Kopftücher, aber auch eine Maske die sich zwischen den Augenbrauen über die Nase schwenkt und bis zum Mund reich. Sie löscht viel von der Individualitäten des Frauengesichts aus. Oskouei dokumentiert die Person hinter der Persona in diesen Frauen, und stellt ihr patriarchalisch besetztes Leid in einen Rahmen von Trockenheit und Naturkatastrophen die zu dieser eigenartigen Insel gehören. Frauen sprechen, verhüllt aber erstaunlich offen in die Kamera über sich. In einer nie dagewesenen Art antworten sie auf die Fragen die Oskouei an sie richtet und erzählen von ihren Emotionen und Befindlichkeiten. Früher hätten sie das nicht getan. Aber jetzt treten sie gegen alle Tradition vor eine Kamera, weil ihr Leid groß ist und weil sie wollen,daß sich etwas verändert : für ihre Töchter. Bisher haben viele, verschlungen von Verzweiflung und Depression, die Lösung nur im Tode gefunden. Oder in Zar, einer Zeremonie die mit Exorzismus vergleichbar ist. Wenn sie weiter leben, dann aus Liebe zu ihren Kindern. Eine beeindruckende Dokumentation von karger Schönheit


* "My Mother's Home Lagoon"
(Khanehye Madariyam Mordab)


Inhalt: Vor jedem Sonnenaufgang bindet die 67jährige Kobra das kleine Ruderboot das sie am Wasser vor ihrem kleinen Haus fest gemacht hat, los und geht fischen. Dann weiter auf den Markt um die Beute für etwas Geld zu verkaufen, und wieder einen Tag sich und ihre Mutter durchzubringen. Der Markt ist genauso eine Männerwelt, in der sie sich täglich anstrengen und behaupten muss. Da gibt es gegen den Ausbeuter, Zwischenhändler der fast nichts bezahlen möchte, und da sind auch die Fischdiebe. Später begleitet sie die Kamera noch in ihr Haus, wo die geliebte Mutter auf Kobra wartet. Photos der Verstorbeben, Vater und Gatte, sind täglich Zeugen dieses harten und zugleich innigen Lebens.


mehr Infos: Veranstalter:
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